“Du hast das Event so sehr beworben, jetzt musst du auch sagen, wie es war!” – Manche haben mich darauf aufmerksam gemacht (sehr freundlich ausgedrückt), dass ich nach all der Werbung für Basel auch einen Rückblick schuldig bin. Also gut, hier ist er.
Tag 0: Wenn der Regen die Regie übernimmt
Mittwoch, 4. Juni. Basel empfängt mich mit dem, was Schweizer “leichtes Nass” nennen – der Rest der Welt würde es als Dauerregen bezeichnen. Patricia, die Leiterin der lokalen WordPress-Gruppe, hatte ein Willkommens-Picknick organisiert. Der Himmel hatte andere Pläne.
Was macht eine Gruppe von WordPress-Enthusiasten bei Regen? Genau das, was wir am besten können: improvisieren. Kurzerhand verschoben wir die Location um schlappe 100 Meter auf eine überdachte Restaurantterrasse. Im Nachhinein war der Regen ein Glücksfall – eingepfercht an fünf langen Tischen kamen Gespräche zustande, die sonst nie passiert wären.
“Ah, DU bist das! Wir haben doch bei XY zusammengearbeitet!” – dieser Satz fiel gefühlt alle zehn Minuten. Die WordPress-Community ist wie ein Dorf, in dem alle sich über drei Ecken kennen. Nach der langen Anreise und geselligen Runden war ich reif für mein Hotelzimmer.
Tag 1: Der Contributor Day – oder: Wie ich vorhatte, andere Teams zu besuchen
Donnerstag, 5. Juni. Der Contributor Day – für mich das absolute Highlight jedes WordCamps. 640 Menschen verteilt auf 27 Teams, alle mit dem gemeinsamen Ziel, WordPress besser zu machen.
Mein Plan: Endlich mal bei anderen Teams als dem Training Team reinschnuppern. Die Realität: Drei deutschsprachige Interessierte sprachen mich direkt auf das Training Team an. Als ich ihnen den Tisch zeigte, offenbarte sich das nächste Problem – das WLAN funktionierte nur sporadisch.
Sehr peinlich als Schweizer gegenüber den Deutschen, muss ich sagen.
Aber hey, wir sind die Open-Source-Community! Chaotisch, aber lösungsorientiert. Kurzerhand bauten wir mobile Hotspots auf und erklärten munter weiter. Das Resultat: Ich hatte zwar viel Spass, aber von anderen Teams kaum etwas mitbekommen. So viel zum Thema “mal was Neues ausprobieren”.
Fun Fact: Das WordPress AI Team hatte einen handgeschriebenen Tisch-Aufsteller – die Gruppe war erst eine Woche alt!
Das Sustainability Team war kurzzeitig wieder da, dank der WCEU-Organisatoren. Die Community sammelte hunderte Unterschriften auf drei Tafeln – Vorder- und Rückseite vollgeschrieben – um das Team wiederzubeleben. Diese wurden Mary Hubbard während eines Roundtables zur Five for the Future Initiative überreicht. Doch was niemand verstand: Matt wollte wieder nichts davon wissen. Vielleicht kann mir mal jemand erklären, was da eigentlich dagegen spricht. Ich verstehe es jedenfalls nicht.
Tag 2: Das eigentliche WordCamp – zwischen brillanten Vorträgen und akustischen Herausforderungen
Freitag, 6. Juni. Über 1.800 Teilnehmende aus 84 Ländern strömten ins Messe und Congress Center Basel.
Die Vorträge waren herausragend – von technischen Deep-Dives über Business-Strategien bis hin zu Community-Building war alles dabei. Besonders beeindruckend waren die Sessions zur Interactivity API, die Einblicke in die EU Cyber Resilience Act und die Workshops zu Performance-Optimierung. Alle diese grossartigen Präsentationen sind übrigens auf WordPress.tv verfügbar – absolut sehenswert für alle, die nicht dabei sein konnten!
Aber seien wir ehrlich: Das wahre Gold eines WordCamps sind die Gespräche zwischen den Sessions. Ich traf einige meiner Studierenden, die ziemlich verloren wirkten. Kein Wunder – die erste WordCamp-Erfahrung kann überwältigend sein.
Der Sponsorenraum im unteren Stock war leider akustisch eine Katastrophe. Nach 30 Minuten bekam ich Kopfschmerzen und musste raus. Schade, ich hatte mir von den Gesprächen dort mehr erhofft.
Tag 3: Wenn das Leben dazwischenkommt
In der Nacht auf Samstag, den 7. Juni, kam die Nachricht: Ein Todesfall in der Familie. Ich musste sofort abreisen.
Während der Fahrt streamte ich wenigstens noch die Vorträge – moderne Technik sei Dank. Auch den traditionellen Fireside Chat zwischen Mary Hubbard und Matt Mullenweg bekam ich mit.
Die beiden sind sympathische Persönlichkeiten, keine Frage. Matt sprach über die “goldene Ära” von WordPress mit KI und kündigte WordPress Campus Connect an – ein Programm, das Studierenden WordPress näherbringen soll. Der Pilot startet mit der Universität Pisa. Ausserdem bestätigte er, dass WordPress 6.9 noch dieses Jahr erscheint. Aber manche Momente des Gesprächs… nun ja, das ist so ein WordPress-internes Thema, über das wir besser nicht sprechen. 😉
Das grosse Finale und der Blick nach vorn
Als krönender Abschluss wurde WordCamp Europe 2026 in Kraków angekündigt (4.–6. Juni 2026, merkt’s euch vor!). Die polnischen Organisatoren, die ich auf dem Raucherbalkon kennengelernt hatte, sprühten nur so vor Ideen. Wenn sie nur einen Bruchteil davon umsetzen, wird Kraków ein fantastisches Event.
Wer meine Begeisterung nicht nachvollziehen kann, sollte sich unbedingt das WCEU 2025 After Movie ansehen. Es fängt perfekt ein, was WordCamps ausmacht: diese einzigartige Mischung aus professionellem Event und familiärer Atmosphäre, aus technischer Exzellenz und menschlicher Wärme.
Click here to display content from YouTube.
Learn more in YouTube’s privacy policy.
Always display content from YouTube
Open “WCEU 2025 After movie” directly
Wer lieber Bilder mag:
- WordCamp Europe 2025 – Contributor Day Morning | Flickr
- WordCamp Europe 2025 – Contributor Day Afternoon | Flickr
- WordCamp Europe 2025 – Talks Day 1 Morning | Flickr
- WordCamp Europe 2025 – Talks Day 1 Afternoon | Flickr
- WordCamp Europe 2025 – Talks Day 2 Morning | Flickr
- WordCamp Europe 2025 – Talks Day 2 Afternoon | Flickr
- WordCamp Europe 2025 – Sponsors | Flickr
Was bleibt?
Das WordCamp Europe 2025 war wieder einmal sensationell – trotz technischer Pannen, akustischer Herausforderungen und persönlicher Wendungen. Es ist diese Mischung aus Chaos und Struktur, aus Code und Community, die WordCamps so besonders macht.
Falls ihr noch nie bei einem WordCamp wart – geht hin! Schaut euch die kommenden WordPress Community Events an und findet eines in eurer Nähe. Es lohnt sich. Nicht nur wegen der exzellenten Vorträge (die ihr auch online auf WordPress.tv nachschauen könnt), sondern vor allem wegen der Menschen. Die WordPress-Community ist wie eine grosse, leicht chaotische Familie – alle zanken sich manchmal, das WLAN funktioniert nie richtig, und irgendjemand hat immer zu viele Sticker dabei. Aber am Ende des Tages sitzen alle zusammen und reden über die Zukunft des offenen Webs.
Genau das macht WordPress aus: Es ist mehr als nur Software und Code. Bei Make WordPress arbeiten tausende Menschen an unzähligen Themen – von Design über Marketing bis hin zu Accessibility, Polyglots, Documentation und Community-Building. Es ist eine weltweite Gemeinschaft, die gemeinsam etwas Grossartiges schafft. Basel 2025 hat das wieder einmal bewiesen. Danke an alle Organisatoren, Speaker und Teilnehmenden, die dieses Event zu dem gemacht haben, was es war – unvergesslich.
Schreibe einen Kommentar