Es gibt Podcasts, die lassen sich klar einordnen: News. True Crime. Laberpodcast mit zwei Dudes und Mikro. Und dann gibt es „Wir. Müssen reden.“ – den Podcast, der seit fast zwei Jahrzehnten existiert und sich jeder Schublade hartnäckig verweigert. Und genau deshalb liebe ich ihn.
Seit rund 17 Jahren höre ich Max von Webel (aka 343max) und Michael Seemann (aka mspro), wie sie sich über das Leben, das Netz, Politik, Gesellschaft, Medien, Philosophie, Tech und ihre inneren Monologe austauschen – oder aneinander abarbeiten. Je nach Tagesform.
Max, der einst bei MobileMacs (heute Freakshow) mitgemacht hat, ist Softwareentwickler mit Substanz. Zwischendurch hat er samt Familie in den USA gelebt, ist wieder zurückgekehrt und bringt in den Podcast immer auch diesen „aus der Praxis“-Blick auf technische Entwicklungen, gesellschaftliche Strukturen und, ja, auch Gadgets.
Michael, Kulturwissenschaftler, Autor, Blogger, Denkmaschinenbediener, liefert die grossen Bögen, die gesellschaftspolitischen Metaebenen – und manchmal Gedanken, bei denen man sich denkt: Wait… was? Und dann: Oha!
Zusammen sind sie ein Duo, das intellektuell fordert, aber nie überheblich wirkt. Sie sind sich oft uneinig – und das ist gut so. Da fliegen dann auch mal verbal die Fetzen. Ich erinnere mich noch an eine Folge, die ich im Tram gehört habe. Da haben sie sich so heftig gestritten, dass ich dachte: Das war’s jetzt. Podcast vorbei. Freundschaft tot.
Spoiler: War’s nicht.
Was ich an „Wir. Müssen Reden“ so schätze: Die Tiefe. Die Ehrlichkeit. Und die Bereitschaft, Dinge auch einfach mal nicht zu wissen – aber trotzdem darüber zu sprechen. Es ist wie ein Gespräch unter sehr klugen Freund*innen, das du mithören darfst. Und manchmal musst du auf Pause drücken, weil du erstmal verarbeiten musst, was da gerade gesagt wurde. Im besten Sinne.
Ist es ein Tech-Podcast? Ein Philosophiepodcast? Ein Gruselpodcast, wie sie es mal selbst genannt haben? Alles irgendwie. Und doch ganz anders.
„Wir. Müssen Reden“ ist ein Podcast für Menschen, die sich für alles interessieren – und für nichts zu schade sind. Ein Podcast, der kein Konzept braucht, weil er einfach passiert. Und wirkt.
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